Die Erkenntnislehre von Stumpf (posthum 1939 und 1940) behandelt die großen philosophischen Themen des 20. Jahrhunderts wie etwa die philosophisch grundlegenden Begriff der Substanz, der Kausalität, der Wahrheit, der Zahl u. a. in ihrer Bedeutung für einen Modernen Wissenschaftsbegriff. Er konfrontiert mit dem Leib-Seele-Problem oder der Frage der Willensfreiheit. Stumpf befasst sich aber auch mit den die rasanten naturwissenschaftlichen Entwicklungen im 20. Jahrhundert wie Relativitätstheorie und Quantenphysik. Erkenntnistheoretisch schlug Stumpf eine bislang noch nicht gewürdigte Lösung für die Gegenstandsfrage (das Verhältnis von Vorstellung oder Sprachzeichen und Gegenstand) und für das mit ihr in Zusammenhang stehende Induktionsproblem vor. Mit diesen Untersuchungen konfrontiert Stumpf ein zu vertretendes wissenschaftliches Gerüst der Psychologie. Stumpfs Hauptanliegen resultiert aus dem Bemühen, eine logisch und methodisch einwandfreie Grundlage für die Psychologie zu schaffen. Gelingen konnte dies auf der Grundlage eines neuen Begriffs von Phänomenologie, welche gleichermaßen philosophische, psychologische, physiologische und physikalische Aspekte der Wahrnehmung einbezieht.
"Der Philosophie ist nun einmal das Loos beschieden, das Viele und Getrennte, was sich oft nur darum bekämpft, weil es sich nicht mehr versteht, zu vereinigen. Schön und gross ist die Aufgabe, aber sie wird ihr immer schwerer."
Carl Stumpf, aus dem Vorwort "Über den psychologischen Ursprung der Raumvorstellung", 1872